Godan dag,

 

fyrirgefdu, afsakid talid per islenskur? Nei? -Wir auch nicht!

Wir hoffen, dass Ihr alle putzmunter seid. Wir sind es auf jeden Fall. Ich habe gemerkt, dass wahrscheinlich nicht alle, all unsere Mails erhalten haben. Ich bin nochmals alle Adressen durchgegangen und habe ein paar Fehler behoben. Wer manches nicht erhalten und Interesse hat, kann sich melden. Ich bitte Euch auch, wenn Ihr uns zurückmailt, löscht bitte den Anhang  beim Antworten. Sonst kriegen wir unser Mail auch wieder zurück. Und das dauert hier endlooosss lange. Danke.

Und weiter geht’s mit dem vierten Teil unserer Reise. Viel Vergnügen!

 

Nachdem wir unseren KAT-Schorsch in die Garage gebracht hatten, fuhren wir mit dem Bus in die Stadt Reykjavik.

Wir besichtigten alle Sehenswürdigkeiten der Stadt, machten noch ein paar Souvenir Einkäufe und gingen anschliessend in ein Restaurant zum Essen. So wie das nun mal ist, sollte man mindestens einmal die Spezialität des Landes probieren (so wie Haggis). Da wir ja in Island weilen, wo Wale gefangen und auch gegessen werden, probierten wir das Wal-Menu. Soviel wir wussten, musste es zwischen Rindfleisch und Rindsleber schmecken. Als es kam, sah es ganz gut aus. Beim Geschmack fand ich allerdings kein bisschen Leber. Auf Michi’s Frage wie ich es fände, musste ich mit diesen Worten antworten:“ das isch ja wie än auti Chüä! Zääs wie Läder!“  Wir beäugten und probierten das gute Stück. Wahrscheinlich war es schon Wal. Aber fangen mussten sie ihn vermutlich nicht mehr. Ich nehme an, der wurde schon tot ans Festland gespült.

Nachmittags, als wir noch am verdauen waren, fuhren wir wieder zurück in die Garage. Der KAT stand schon fertig zum Abholen bereit. Wir fuhren frisch-fröhlich drauf los. Gegen Norden zu. Etwa eine halbe Stunde später verabschiedete sich der letzte montierte Keilriemen. Jetzt war das Mass voll! Michi beschloss, dass keiner mehr montiert wird. Seither fahren wir tatsächlich ohne.

Der Blick am nächsten Morgen auf das Thermometer, liess meine Zähne von alleine klappern. Drei Grad im Regenschatten!  Aber es sollte noch besser kommen. Leichtes Schneegestöber, Nebel und Eiseskälte. Wir liessen uns von diesem Scheisswetter nicht aus der Fassung bringen und zogen unser Tagesprogramm durch. Der Weg führte uns um den Snaefells-Gletscher nach Stykkisholmur, wo wir am nächsten Morgen die Fähre in die Westfjorde nahmen. Drei Stunden dauerte die Fahrt.

 

Hallgrimskirche in Reykjavik Stratovulkan mit Snaefells-Gletscher
Rathaus in Reykjavik Klippen

 

In Brjanslaekur angekommen, nahmen wir die Strasse nach Latrabjarg. So wie es in den Reiseführern überall steht, sollten wir hier endlich meine so sehr gesuchten Papageientaucher finden. Kurz vor Latrabjarg begegneten uns doch tatsächlich das deutsche Ehepaar Hans und Ulli (Ulrike), welches wir auf der Fähre von Dänemark nach Island kennengelernt hatten. Kurzerhand stellten wir aus und veranstalteten ein gemütliches Kaffeekränzchen mit frischgefiltertem deutschen Kaffee und isländischem Kuchen. War das toll! Hans und Ulli beschlossen, dass sie bis zum nächsten Abend mit uns weiterfahren würden. Also ging‘s weiter nach Latrabjarg. Doch leider konnten wir wieder keine Papageientaucher finden. Langsam aber sicher frustete es mich. Die Isländer schmeissen diese schönen Vögel in die Pfanne und wir sind nicht im Stand nur ein Exemplar vor die Linse zu kriegen. Nach einem marokkanischen Abendessen, von einem Swissgirl gekocht, und einer guten Flasche Montepulciano, genossen wir zum ersten Mal in unserem Leben die Mitternachtssonne. Es war wunderschön! Nach einer heissen, geothermalen Dusche schlief ich herrlich. Neuer Mut packte mich und ich wusste, ich werde euch sehen, meine lieben Papageientaucherlein!

Der neue Tag war angebrochen und das schon um acht Uhr. Zusammen mit Hans und Ulli fuhren wir weiter. Im Patreksfjord sah ich auf einmal eine Wasserfontäne. Und das im Wasser? Dann noch eine und noch eine. Etwas Schwarzes zeigte sich. Das gibt’s doch nicht! Ist jetzt etwa Nessi in Schottland ausgebüchst und hat das Revier gewechselt? All meine Sinne schärften sich und ich legte mich an der Front hinter der Windschutzscheibe auf die Lauer. Zeig Dich du Monster! Schwer bewaffnet mit dem 300er Objektiv wartete ich Minuten. Da! Wie aus dem Nichts geschossen kam ein gewaltiger Wal an die Oberfläche. Sofort musste Michi anhalten und ich stürmte, jetzt mit dem 500er Objektiv bewaffnet ins Freie. Drei bis vier Wale tummelten sich da draussen im Fjord. Sie sahen super aus! Und so beweglich und geschmeidig. Nicht zäh und alt. Der Anblick war grandios, unglaublich! Nur schwer konnten wir uns von diesem Spektakel lösen, die Fahrt musste weiter gehen. Im nächsten Dorf stürzten wir uns im Dorfschwimmbad ins warme Wasser. Bis 42° Grad war der wärmste Pott. Abends, als Hans und Ulli uns in der entgegengesetzten Richtung verliessen, fuhren wir noch zu einem schönen Wasserfall und liessen uns dort zur Nachtruhe nieder.

 

Fähre Baldur Latrabjarg – die Vogelklippen
Latrabjargs Bewohner Mitternachtssonne

 

Wasserfontäne Wal
Walflosse Dynjandi Wasserfall

 

Am nächsten Tag, es war Pfingsten, konnten wir noch in drei verschiedenen Fjorden Wale sichten. Es ist schon toll. Viele Touristen bezahlen ein Heidengeld für Walbesichtigungstouren und das, ohne Garantie etwas zu sehen. Und wir konnten vom Strassenbord aus den Walen  zusehen. Dafür fing es auch wieder an zu regnen und es war kalt. Mich fror es nur ein einziges Mal, und das sieben Stunden lang. Brrrrrr! Gottseidank hatten wir noch die Militärdecken von Papa mit. Papa und dem Schweizer Militär sei gedankt! Heil  Dir Helvetia!

Der Pfingstmontag fing gut an. Zu gut. Auf der ganzen schönen Fahrt durch die sehenswerte Landschaft Islands, schwebte etwas Unheilvolles über uns. (Im Nachhinein lässt sich alles so schön dramatisch, gefährlich und gruselig schildern, man weiss ja schon was geschehen ist. Etwas, was uns total aus dem Konzept warf. Für kurze Zeit sahen wir unsere restliche Islandreise für gefährdet an.) Als wir so nichtsahnend dahinfuhren, die Gegend genossen und von der Zukunft träumten, knallte es urplötzlich!

Geschockt sahen wir uns an. Diesen Knall kannten wir. Er kam nicht von den nicht vorhandenen Keilriemen. Nein. Viel schlimmer! Sofort hielten wir an. Schauten nach, überdachten die ganze Situation und fuhren noch nach Akureyri. Wo wir hofften, es gäbe dort eine Camion-Werkstatt. Unterwegs übernachteten wir. Früh morgens ging die Fahrt weiter. Wir fanden was wir suchten. Nach genauem analysieren wussten wir definitiv Bescheid. Zylinderkopf, Zylinder und Kolben waren futsch! Na Bravo!

Sofort wurde das Material bestellt. Es soll Ende Woche aus Deutschland eintreffen. Wir durften uns mit dem KAT auf das Firmengelände hinstellen. So hatten wir fürs erste einen „festen“ Wohnsitz in Island.

Tags darauf unternahmen wir nun mit dem öffentlichen Bus und einer Minifähre einen Ausflug. Wir fuhren zur Insel Grimsey. Sie liegt 41km nördlich von Island, ist in drei Stunden mit einer kleinen, sehr kleinen Fähre von Dalvik aus, erreichbar. Sie liegt auf dem nördlichen Polarkreis. 66° 33‘. Dieser teilt die Insel in einen arktischen und in einen subarktischen Teil.  Und es soll dort nicht nur einen, nein, hunderte Papageientaucher geben. Manchmal wundere ich mich schon über mich.

Zuhause regt mich ab und zu ein Vogel auf (Insider). Und hier, nehme ich, mit einem kleinen Kutter sechs Stunden Fahrt an der Kotzgrenze in Kauf, um mehrere Vögel zu sehen. Auf der ganzen Fahrt galt nur eins. Nicht bewegen und immer geradeaus sehen. Wie eine Statue sass ich auf meinem Sitz. Michi neben mir, der glitt langsam in die Welt der sanften Träume ab. So retteten wir uns und unser Frühstück sicher ans Ufer von Grimsey. Was wir dort sahen und vor die Linse bekamen war überwältigend.

Hunderte von Papageientaucher leben dort in ihren Erdhöhlen, wo sie ihre Eier ausbrühten. Von Mitte Mai bis September kommen diese schönen Vögel auf die Insel um ihren Nachwuchs  aufzuziehen. Im Winter ziehen sie wieder aufs offene Meer hinaus.

Abends fuhren wir wieder zurück in unseren kaputten KAT.

 

Felsformation an der Küste  Papageientaucher
Papageientaucher Der Polarkreis, symbolisch dargestellt

 

Tags darauf mieteten wir ein kleines Auto. Damit konnten wir nun die nächsten zwei Tage in der Gegend herumkurven. Wir fuhren zum Myvatn. Es ist der viertgrösste See Islands und nicht tiefer als 4,5 Meter. Wegen den ungewöhnlichen geologischen Formationen ist der Myvatn mit keinem anderen Ort in Island vergleichbar. Es gibt verschiedene Arten von Vulkankratern, ungewöhnliche Lavalandschaften und auch verschiedenfarbige kochende Schlamm-Potts. Myvatn heisst auf Deutsch der Mückensee. Vor allem Zuck- und Kriebelmücken gibt’s hier. Die ersten stechen aber nicht. Die zweiten schon. Wir blieben bis jetzt von diesen lästigen Tierchen verschont. Es ist noch zu kalt für diese Spezies. Beim See wanderten wir eine Weile in Dimmuborgir herum. Das ist erkaltete aufgerissene Lava. Anschliessend genehmigten wir uns ein Capuccino. Den angrenzenden Krater, den Hverfjall bestiegen wir auch. Leider verflog die Zeit wieder einmal zu schnell. Deshalb mussten wir den Rücktritt nach Akureyri antreten. Aber schon am nächsten Morgen fuhren wir früh, bepackt mit Sandwiches und Getränken, los. Den ersten Halt legten wir in Husavik ein. Dort besichtigten wir zwei Museen. Das erste war ein nicht ganz so keusches, ein Phallusmuseum (die Übersetzung schenk ich mir!) und das zweite war ein Walmuseum. Das war sehr interessant. Von den verschiedenen Wal-Arten über den Walfang und Skelette sah man alles. Eine Schrifttafel beim Walfang weckte unser besonderes Interesse. Darauf wurde erklärt, dass in Island der kommerzielle Walfang nicht gestattet sei, nur der wissenschaftliche. Es gäbe einige Restaurants in Island, die verkaufen Fleisch von kleineren Walen und Delphinen. Diese seien beim Fischfang in die Netze gegangen. Und es gäbe immer noch Restaurants die Walfleisch vom Ende der 90er Jahre verkochen. Alles seither im Tiefkühler gelagert. Und das, weil die Nachfrage nach Walfleisch seit den 90ern nicht vorhanden war, weder von den Einheimischen noch von den Japanern. Aahhaa, da haben wir ja den Grund warum unser Walfleisch in Reykjavik so zäh war. Iss mal ein Steak, dass schon Dein Urgrossvater erlegt hat!

Von Husavik fuhren wir weiter nach Asbyrgi. Bekannt wegen seiner eindrucksvollen Felsformationen. Bis zu 100 Meter hohe Steilwände hat es hier. Geologisch waren diese Felswände früher einmal ein gewaltiger Wasserfall, der sich hier direkt ins Meer stürzte.

 

Godafoss Dimmuborgir   
Hverfjall   Asbyrgi

 

Der Weg führte uns weiter den Jökulsa-Fluss hinauf. An wunderschönen Wasserfällen vorbei. Der Dettifoss ist der grösste  und wasserreichste Wasserfall Europas. Aber mit Sicherheit nicht der schönste! Das ist und bleibt unser Rheinfall in Neuhausen.

Nach dieser beindruckenden Sehenswürdigkeit tuckerten wir mit unserem Autolein nach Namaskard zu den Schlamm-Potts und von da nochmals zum Myvatn. Beim Myvatn sahen wir uns noch all die Pseudokrater an. Die heutige Fahrt war wunderschön. Es ist unglaublich, wie es in einem einzigen Land so viele landschaftliche Unterschiede geben kann. Von Gletschern zu Vulkanen, von grünen Wiesen zu Steinwüsten usw. Abends kehrten wir wieder in unser festes Domizil in Akureyri zurück. Wir hofften, dass unsere bestellten Teile am Samstag geliefert werden und wir am Sonntag wieder weiterfahren können. Am Samstag morgens brachten wir unser gemietetes Auto zurück und warteten auf den erlösenden Bescheid der Mechaniker. Leider hiess es anfangs Nachmittag, dass unsere Teile sich noch in Belgien befänden und wahrscheinlich am Montag nachmittags geliefert werden. Toll, toll, toll!!!!! Was tun? Solche Mitteilungen sind nicht unbedingt aufmunternd, besonders wenn man weiss, dass das Schiff nicht auf uns wartet und wir doch das eine oder andere noch besichtigen wollen. Wir beschlossen uns, am Sonntag nochmals ein Auto zu mieten und irgendwohin zu fahren. Kurz nachdem wir noch geschockt, die vernichtende Nachricht am Verdauen waren, erreichte uns ein SMS von Hans und Ulli, dem deutschen Ehepaar. Leider hatten auch sie das Glück nicht auf ihrer Seite. Die Einspritzpumpe im Wohnmobil ist defekt. Wartezeit bis am Montag. Nachdem sich ja bekanntlich Petrus in den Ferien befindet, hat sich wahrscheinlich auch der Gott der Fahrzeuge ihm angeschlossen. Ich bete dafür ,dass auch sie eine Panne haben und vorzeitig ihren Urlaub abbrechen müssen, damit sie wieder an die Arbeit gehen!!

 

Dettifoss Schlamm-Pott in Namaskard
Dampfende Krater in Namaskard

Pseudokrater am Myvatn

 

Jetzt sitze ich im KAT-Schorsch und warte auf bessere Zeiten. Wie’s Michi dabei geht? Wie mir! Glücklicherweise haben wir noch genügend vom leckeren Tee aus England mit. Deshalb unser Motto: abwarten und Tee trinken!

Wir wünschen Euch allen ein schönes Wochenende und bis zum nächsten Mal

 

Romy und Michi

 

 

 

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